Rubrik: Originale
(Treffer aus pharmind, Nr. 06, Seite 558 (1999))
Bendas G
Entwicklung eines Bioadhäsionsmodells auf der Basis der Quarzmikrobalance für die Charakterisierung pharmazeutischer Vehikelsysteme / 2. Teil: Ergebnisse und Diskussion / Bendas G
Entwicklung eines Bioadhäsionsmodells auf der Basis der Quarzmikrobalance
für die Charakterisierung pharmazeutischer Vehikelsysteme
2. Teil: Ergebnisse und Diskussion* )
Maik Liebau a , Annegret Hildebrand a , Gerd Bendas b
, Ulrich Rothe c und Reinhard H. H. Neubert a
Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie,
Fachbereich Pharmazie a , Institut für Pharmazeutische Chemie, Fachbereich
Pharmazie b und Institut für Physiologische Chemie, Medizinische Fakultät
c der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Herrn Professor Dr. Bernhard C. Lippold, Universität Düsseldorf,
zum 60. Geburtstag gewidmet
Ein neuer Ansatzpunkt der pharmazeutischen Forschungstätigkeit
der letzten Jahre ist die Entwicklung bioadhäsiver Arzneistoffträgersysteme.
Eine besondere Bedeutung besitzen Systeme, die in der Lage sind, Arzneistoffe
bis zum Zielort zu transportieren und dort freizusetzen. In der vorliegenden
Studie wurden Wechselwirkungen zwischen Liposomen bzw. Mizellen und trägerfixierten
Modellmembranen mit der Quarzmikrobalance (QMB) untersucht. Die QMB-Technik
hat sich als geeignete Methode für die Charakterisierung der Bioadhäsion
liposomaler und mizellarer Systeme erwiesen, da Masseänderungen und Änderungen
der viskoelastischen Eigenschaften auf der Sensoroberfläche detektierbar
sind. Durch die Modifizierung dieser trägerfixierten Modellmembranen mit
Glykolipiden konnte die Adhäsion von Lettin-gekoppelten Liposomen untersucht
werden. Durch den Einsatz unterschiedlicher Mannoside in der Modellmembran
gelang eine Differenzierung zwischen unspezifischen und spezifischen Wechselwirkungen.
Die Adhäsion erfolgt zu ca. 20 % aufgrund spezifischer Lettin-Kohlehydrat-Interaktionen
und zu ca. 80 % durch unspezifische Wechselwirkungen bei der Vesikelfusion.
Eine Änderung der Vesikelstruktur durch den Einsatz von Liposomen, die
durch ein Polymergerüst intravesikulär stabilisiert waren, führt zu einer
drastischen Reduzierung der Adsorption um mehr als 80 %. Die Lectin-Glykolipid-Wechselwirkungen
konnten durch Zusatz des Lettin-Inhibitors a-D-Methylmannosid
zur Liposomensuspension vor deren Kontakt mit der trägerfixierten Modellmembran
zu ca. 20% unterdrückt werden. Neben Liposomen dienen mizellare Aggregate
ebenfalls als potentielle Arzneistoffträgersysteme. Die Untersuchung des
Adsorptionsverhaltens von einfachen und gemischten Gallensalzmizellen
aufgrund unspezifischer Wechselwirkungen mit der Lipidschicht ergab für
die ternären Systeme (Gallensalz, Phospholipid, Fettsäure) eine Abhängigkeit
der Adsorption von der Kettenlänge der Fettsäure-Komponente.
Key words Adhäsionsmodell
· Lectin · Liposomen · Mizellen · Modellmembran · Quarzmikrobalance
* ) Teil 1 siehe Pharm Ind. 61, Nr. 5, S. 459 (1999).
© ECV- Editio Cantor Verlag (Germany) 1999